Seit dem 7. Oktober ist auch an den Jüdischen Oberschulen nichts mehr, wie es war. Schüler- und Lehrerschaft verfolgten die aktuelle Berichterstattung aus und über Israel gleich in mehreren Sprachen. Nachrichten werden diskutiert, Meinungsäußerungen bewertet und vor allem anderen hat man Verständnis für die Sorgen und Ängste innerhalb der Schulgemeinschaft.
Die Schulleitung reagierte und lockerte das Mobilphone Verbot im Schulalltag, sodass Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen in den kleinen Pausen Nachrichten der Familien checken und gegebenenfalls auch die Erziehungsberechtigten anrufen können.
Grundsätzlich ist die Sicherheit unserer Schulen gewährleistet, aber nun ist für alle sichtbar, dass mehr Sicherheitspersonal anwesend und auch im Schulhaus präsent ist. Die Schulleitung steht hierzu mit der Sicherheitsabteilung der Jüdischen Gemeinde in ständigem Kontakt. Die Klassenleitungen stehen grundsätzlich immer für Fragen und Sorgen der Erziehungsberechtigten zur Verfügung, verständlicherweise nahm der Emailverkehr aber seit dem 7. Oktober deutlich zu, denn die Eltern hatten Fragen, wollten informiert und auch beruhigt werden. Schülerinnen und Schüler werden regelmäßig und noch häufiger als üblich daran erinnert, sich nicht in Gruppen von dem Schultor aufzuhalten, den direkten Heimweg zu wählen usw. Dass man aktuell in öffentlichen Verkehrsmitteln besser nicht Hebräisch spricht oder gar seine DavidStern-Kette sichtbar trägt, muss man unserer Schülerschaft nicht extra erklären. Diese Tatsache erscheint beängstigend, ist für viele aber leider selbstverständlich.
Indem wir den Schulbetrieb so normal wie möglich aufrechterhalten, wollen wir den Schülerinnen und Schülern in diesen unsicheren Zeiten ein Stück Normalität bieten. Die gewohnten Abläufe eines Schultages sollen die Kinder und Jugendlichen Sicherheit und die Möglichkeit geben, sich wie immer auf den Unterricht zu konzentrieren und nicht ständig die Nachrichten zu verfolgen. Trotzdem und gerade deshalb werden die Situation in Israel und vor allem die Reaktionen in Deutschland, Europa und der Welt auch im Unterricht thematisiert. Dabei nahmen und nehmen die Lehrerinnen und Lehrer die Sorgen und Fragen der Jungen und Mädchen sehr ernst, bemühen sich aber auch, einen möglichst objektiven Blick auf die Nachrichten zu vermitteln: Wie erkenne ich Fake News? Welche Nachrichtenportale sind glaubwürdig? Wie unterscheide ich Meinung und Nachricht. Dabei kam es nicht selten auch zu hitzigen Diskussionen darüber, wie zum Beispiel der eine oder andere vermeintlich gebildete und informierte Intellektuelle klischeehafte Halbwahrheiten im deutschen Fernsehen äußeren konnte.
Natürlich sind wir alle neben der Angst um Freunde und Familien in Israel von den aktuellen antisemitischen, israelfeindlichen Demonstrationen bzw. Meinungsäußerungen auf Berliner Straßen (und nicht nur dort) entsetzt. Die Lehrerinnen und Lehrer fordern hier schnelles und nachhaltiges Handeln nicht nur von der Schulsenatorin, sondern vom gesamten Senat.
Emotionalen Halt und Momente der Besinnung fand und findet die Schulgemeinschaft in gemeinsamen Gesprächen und Gedenkminuten. Kaddisch wurde und wird mit dem Schulkantor, Hrn. Cohen, gebetet. Andere fanden Zuversicht im Tfilin legen und natürlich erklang zum Beispiel gerade am Freitag, dem 13. Oktober, als nur wenige Schülerinnen und Schüler die Schule besuchten, weil die Hamas weltweit zu Übergriffen auf jüdische Einrichtungen aufforderte, laut und hoffnungsvoll die Hatikvah in der Aula in der Großen Hamburger Straße.
Und unsere Schülerschaft blieb nicht untätig, ließ sich nicht einschüchtern und organisierte für die letzte Schulwoche vor den Ferien wieder fast tägliche Kuchenbasare, um Geldspenden zum Beispiel für Magen David Adom zu sammeln.
Die Lehrerinnen und Lehrer stehen auch weiterhin Schüler- und Elternschaft über Teams und Email für Nachfragen und zur Klärung von Unsicherheiten zur Verfügung. Die Schulleitung informiert über den Teams-Kanal Schulgemeinschaft über etwaige Änderungen im Schulablauf.