Jom haAtzma’ut

Andrea Mönch

Heute feiern wir mit allen Juden in Israel und weltweit Jom haAtzma’ut, der Gründungstag des Staates Israel. 73 Jahre sind vergangen seit der Proklamation des jüdischen Staates durch den ersten Premierminister, David Ben Gurion, am 5. Tag des 8. Monats (Ijjar) im Jahr 5708 des jüdischen Kalenders (14. Mai 1948 im gregorianischen Kalender). Jom haAtzma’ut gehört zwar nicht zu den traditionellen jüdischen Fest- und Feiertagen, spielt aber eine zentrale Rolle im jüdischen Bewusstsein. Die Hymne des Staates Israel verrät uns warum: Die jahrtausendelange Hoffnung – nicht bloß der Traum – als freies Volk auf dem Boden des Landes Israel zu leben. Nicht alle Juden leben in Israel und nicht alle Juden sind religiös; aber jede und jeder von ihnen erinnert sich an diesem Tag daran, dass sie und er, unabhängig vom religiösen Verständnis, eindeutig zur Einheit des Jüdischen Volks gehört.

Das Judentum hat kulturelle Werte von universeller Bedeutung geschaffen, die ihre Verwirklichung verlangen: Frei an einem Ort zu leben, wo Frieden, Menschenwürde, Gleichheit aller Menschen und soziale Gerechtigkeit das gewöhnliche Alltagsleben tatsächlich bestimmen. Israel bietet den Juden weltweit etwas an, was kein anderes Land ihnen bieten kann: Die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts als Volk. In Israel wird die hebräische Sprache gesprochen, die Namen der Straßen tragen die kollektive Erinnerung des jüdischen Volks, die Feiertage sind die jüdischen Feiertage und der Alltag orientiert sich nach dem jüdischen Kalender.


„Was bedeutet für mich Jom haAtzmaut?“

„Jom haAtzma’ut ist für mich ein Tag, der mir sehr nah am Herzen liegt. An dem Tag habe ich mich immer wie ein Teil einer großen Familie gefühlt. An dem Tag habe ich mit meiner Familie, meinen Freunden und ganz Israel die Freiheit gefeiert und das war jedes Jahr ein wunderbarer Tag.“
(Noam, Q2).

„Für mich bedeutet Jom haAtzma’ut einen sehr fröhlichen Tag, denn an dem Tag wurde der Staat Israel gegründet. Da ich selber Jude bin und somit auch eine Verbindung zu Israel habe, freue ich mich immer an dem Tag….“
(Marcel, 10. Klasse).

„Hier (an der Schule) kann sich jeder von uns frei und offen ausleben und entfalten, ohne sich bedroht zu fühlen oder seine Herkunft verstecken zu müssen. Das, was unsere Schule für uns jüdische Jugendliche in Berlin ist, ist in gewisser Weise der Staat Israel für alle jüdischen Menschen auf der ganzen Welt. Ein Zufluchtsort, ein Land, in dem man keine Angst davor zu haben braucht, wegen seines Jüdischseins angefeindet zu werden und in dem man seine Kultur, Glauben und Tradition uneingeschränkt und angstlos ausleben kann.“
(Yara, 9. Klasse).

„Ich bin ehrlich, ich habe mich bisher noch nicht mit dem Unabhängigkeitstag Israels beschäftigt. Mir ist, wenn ich zu Pessach in Israel bin schon aufgefallen, dass alles blau und weiß dekoriert ist und man an fast jeder Straßenlaterne eine Flagge sieht. Das hat gute und schlechte Seiten. Einerseits zeigt es, dass es für mich selbstverständlich ist, dass es Israel gibt, anderseits ist es auch wichtig, sich das noch mal vor Augen zu führen, dass es eben nicht immer selbstverständlich war, dass es Israel gibt.“
(Yara, Q2).


Die heutige Zeit ermöglicht es uns nicht, diese Freude in der Öffentlichkeit gemeinsam zu feiern, aber sie existiert in unseren Herzen!

Solange noch im Herzen eine jüdische Seele wohnt
und nach Osten hin, vorwärts, ein Auge nach Zion blickt,
so lange ist unsere Hoffnung nicht verloren,
die Hoffnung, zweitausend Jahre alt,
zu sein ein freies Volk, in unserem Land,
im Lande Zion und in Jerusalem!